Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Das Deutsche Reich - S. 16

1905 - Berlin : Mittler
16 — Ein ähnliches Bild zeigen die Salzburger Alpen mit der Berchtes- gadener Gruppe. Überwältigend großartig ist die Bergnatur der süd- östlichsten Ecke unseres Vaterlandes. In majestätischer Einsamkeit und Pracht ruht inmitten eines Kranzes himmelanstrebender Felswände, am Fuße des schnee- und eisbedeckten Watzmann, gleich einem flüssigen Smaragde, der Königssee. Welche Beschäftigungszweige finden sieh hier? Da dem felsigen Boden nur äußerst magere Ernten abgerungen werden können, so sind für die geringe Bevölkerung einzelne Zweige der Forstwirtschaft, wie Holzfallerei, Flößerei, Kohlenbrennerei, Pech- schwelerei, das Beeren- und Kräutersammeln, sowie die Holzschnitzerei und der Geigenbau die Haupterwerbszweige. Die beiden letzten Erwerbszweige haben zwei Haupt- industriebezirke geschaffen. Den Hauptsitz der Schnitzerei bildet Oberammer- gau (Passionsspiele). Von den 1500 Einwohnern schnitzen etwa 300 Kruzifixe, Heiligenfiguren, Altäre, Spielsachen und Schmuckgegenstände, Jagd- und Tierbilder, Rahmen, Haus- geräte und Bierkrüge. Der Mittelpunkt des Geigenbaues ist: Mittenwald. 200 Personen verfertigen Geigen, Zithern, Gitarren und andere Saiteninstrumente, deren jährlich etwa 10 000 von hier in alle Welt versandt werden. Wie in den bayerischen Alpen, so hat auch in der Berchtesgadener Gruppe infolge des Kunstsinns der Be- völkerung und des Reichtums an weichem Holze das Kunst- gewerbe eine Heimstätte gefunden. Der herrlich gelegene Marktflecken Berchtesgaden stellt den Mittelpunkt desselben dar. Seit 700 Jahren ist die Schneidekunst hier heimisch. Ihre Erzeug- nisse, die aus Holz, Knochen, Elfenbein, Kirsch- und Aprikosenkernen hergestellt werden, sind weltberühmt. Merkenswert ist das Ländchen Berchtesgaden ferner wegen seines Salzreichtums. Das in großen Mengen sich findende Steinsalz wird hier ausgelaugt und die Sole teils an Ort und Stelle versotten, teils in einer 80 km langen Leitung zu den Salinen von Reichenhall, Traunstein und Rosenheim geleitet. Reichenhall ist das älteste deutsche Salzwerk; denn es besteht seit etwa 2000 Jahren.

2. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 66

1913 - Leipzig : Hahn
66 34. Die Freundschaft. Wenn jemand schlecht von deinem Freunde sprich;, und scheint es noch so ehrlich: glaub' ihm nicht! Spricht alle Welt von deinem Freunde schlecht: mißtrau' der Welt und gib dem Freunde recht! Nur wer so standhaft seine Freunde liebt, ist wert, daß ihm der Himmel Freunde gibt. Ein Freundesherz ist ein so seltner Schatz, die ganze Welt beut nicht dafür Ersatz; ein Kleinod ist's, voll heil'ger Wunderkraft, das nur bei festem Glauben Wunder schafft — doch jedes Zweifels Hauch trübt seinen Glanz, einmal zerbrochen, wird's nie wieder ganz. Drum, wird ein solches Kleinod dir beschert, o, trübe seinen Glanz nicht, halt' es wert! Zerbrich es nicht! Betrachte alle Welt als einen Ring nur, der dies Kleinod hält, dem dieses Kleinod selbst erst Wert verleiht; denn wo es fehlt, da ist die Welt entweiht. Doch würdest du dem ärmsten Bettler gleich, bleibt dir ein Freundesherz, so bist du reich; und wer den höchsten Königsthron gewann und keinen Freund hat, ist ein armer Mann. Fr. o. Bodensted!. 35. Der arme Musikant und sein Kollege. An einem schönen Sommertage war im Prater zu Wien ein großes Volksfest. Ganz Wien zog hinaus in die schönen Anlagen, unter die großen, herrlichen Bäume, die so erquickenden Schatten boten. Vornehm und gering, jung und alt freute sich dort des schönen Tages und vergaß das Bündel Sorgen, das jeder mit sich herumschleppt. Viele Fremde kamen auch heraus, sich an der Lust des Volkes zu erfreuen. Wo viele fröhliche Menschen sind, da hat auch der etwas zu hoffen, der auf die Barmherzigkeit seiner glücklicheren Mitmenschen an- gewiesen ist. So sammelte sich denn hier eine große Anzahl Krüppel und Bettler, Orgelmänner und Harsenmädchen, die sich ihren Kreuzer zu verdienen suchten. Unter diesen war auch ein alter Invalide, dessen kärglicher Ruhegehalt zum Lebensunterhalte nicht ausreichte. Geradezu betteln mochte er nicht, er griff vielmehr zu einer Kunst, die er in seinen jungen Jahren geübt hatte. Er spielte die Violine so gut und so schlecht, als er es eben konnte, und mochte denken: Geben sie dir nichts für dein Spiel, so sehen sie doch deinen eisgrauen Kopf, deinen Stelzfuß und deinen geflickten Rock an. Der Invalide saß gewöhnlich unter einem breitästigen Ahornbaume am Wege, wo die Leute hereinkamen, und spielte sein Stücklein. Seinen alten Pudel hatte er aber dazu abgerichtet, daß er vor ihm saß und den alten Hut an der Krempe im Maule hielt, in den die Leute ein Kreuzer* lein hineinwarfen oder auch nicht.

3. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 22

1913 - Leipzig : Hahn
22 denn kannst bi mi mal Umschau holl'n3« un kannst nah Arbeit wedder4" fragen. Süh so, min Sühn! Un nu adjü: un denk an Muttern und an mi. Un nu, min Sühn, herun den Haut!"4' Un leggi42 de Hand em up den Kopp;43 „Noch büst du gaud^nu bliw4^ ok gaud!" Un langt den Hammer ut de Eck: „So,numantau! Nu,Jung, nutreck!" — Jehann un Mutter gähn herut. „Treck düller, Jung!" seggt Meister Suut, un sweißt und schmäd't, de Funken flogen em in't Gesicht un in de Ogen," dat hei sei, wenn 't de Jung' nich süht, sick ut de Ogen wischen müßt. „Nah," seggt hei, „orntlich narschen" is '4 wo dumm un dämlich spritzt dat hüt." Fritz Reuter. 18. Cin Kater an seinen Sohn. Einen besonderen Rat will ich dir geben, für den du mir oft und mit Jubel danken wirst: Spare für die Wanderschaft! Aus kleinen täglichen Scherflein erwachsen dir herrliche Tage und Wochen. Wenn ich jetzt im Schatten des Baumes so für mich hinträume, so sehe ich dich, mein Junge, bisweilen auf der Wanderschaft, ftisch und flink, im leichten, netten Gewand, das Ränzlein auf dem Rücken, den Stock in der Hand, lustig über Berg und Tal. Kind, die Welt ist unbeschreiblich schön, wenn man sie mit gesunden Gliedern durchwandert, mit jungen Augen anschaut. Geh hinein in unser Bergland, und schau die Pracht, die mich — deinen Vater — oft so selig gemacht, und besuche die schlichten, guten Menschen, und sei fteundlich mit ihnen und ehre sie, wenngleich sie uicht soviel wissen wie du. Sie wisien dennoch mehr. Glaube es mir und schätze niemand gering außer den Schlechten, und halte niemand für schlecht, außer du bist dreimal davon überzeugt worden. Wenn du es verstehst, Menschen zu erfaffen, aber nicht so, wie ihr Bild in dir selbst sich spiegelt, sondern wie sie sind, wenn du ein offnes Auge hast für das Gute und Große, das in ihrem Leben ist, so wirst du auf der Wanderschaft zunehmen an Weisheit, so wie du in deinen Lehrjahren an Wissen zugenommen hast. Es gibt eine Liebe und Treue, die man jedem zuwenden muß, mit dem der Lebensweg — wenn auch nur für kurze Zeit — zusammen- führt. Sei höflich, sei offen und wohlmeinend gegen jedermann. Komme den Leuten mit Vertrauen entgegen, aber ganz vertraue dich keinem. Erinnere dich öfters des schönen Spruches: Mit vielenteile deine Freuden, mit wenigen dein Leiden, mit einem nur dein Herz! Lasse dir Gutes tun, aber bleibe nichts schuldig; auch der Ärmste hat Gelegenheit, seinen Wohltätern Freude zu machen. Bewahre dir, mein liebes Kind, ein dankbares Gemüt, das adelt dich und schützt dich dein ganzes Leben vor Weltbitterkeit und Menschenhaß. Verlaffe dich aber niemals auf fremden Beistand, wo du dir helfen kannst. Den Schatz, der für dich in den Menschen liegt, wirst du früher erkennen, als den, der in der Schönheit und Größe der Natur, besonders der landschaftlichen Natur, für dein Gemüt bewahrt ist. Aber bereite 2») halten. wieder. 41) herunter den Hut. t9i legt. 43) Kopf. ") gut. bleibe. *#) Augen. 47) närrisch.

4. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 58

1913 - Leipzig : Hahn
58 nach seinen geschäftlichen Verhältnissen. Ich erfuhr, daß sein Gehalt bewunderungswürdig klein war, und daß er dafür ebenso bewunderungs- würdig viel zu tun hatte. „Ja, früher, in der sogenannten Gründerzeit," sagte er, „da war's besser, da gab's auch mancherlei Nebenverdienst. Wir gehen alle Jahre zweimal ins Opernhaus in eine recht schöne Oper, und damals haben wir uns gar bis in den zweiten Rang verstiegen, wo wir ganz stolz und preislich saßen und vornehme Gesichter machten und dachten, es käme wohl nochmal eine Zeit, da wir noch tiefer sinken würden, bis unten ins Parkett, von wo die glänzenden Vollmonde wohlsituierter, behäbiger Rentiers zu uns emporleuchteten. Es kamen aber die sogenannten schlechten Zeiten, und endlich ereignete es sich, daß unser Chef einen Teil seiner Beamten entlasten und das Gehan der anderen sehr bedeutend verkürzen mußte. Ja, da sind wir wieder ins Amphitheater empor- gestiegen. Im Grunde ist es ja auch ganz gleich, ich finde sogar, die Täuschung wird befördert durch die weitere Entfernung von der Bühne. Und glaube nur nicht, daß dort oben keine gute Gesellschaft vorhanden ist. Tort habe ich schon Profefforen und tüchtige Künstler gesehen. Dort sitzen oft Leute, die mehr von Musik verstehen als die ganze übrige Zu- hörerschaft zusammengenommen, dort sitzen Leute mit Partituren in der Hand, die dem Kapellmeister Note für Note auf die Finger gucken und ihm nichts schenken." Es war elf Uhr, als ich mich verabschiedete. Zuvor wurde ich in die Schlafkammer geführt, um die Kinder zu sehen, die in einem Bettchen lagen in gesundem, rosigem Kinderschlaf. Hühnchen strich leise mit der Hand über den Rand der Bettstelle: „Dies ist meine Schatzkiste," sagte er mit leuchtenden Augen, „hier bewahre ich meine Kostbarkeiten — alle Reichtümer Indiens können das nicht erkaufen!" Als ich einsam durch die warme Sommernacht nach Hause zurück- kehrte, war mein Herz gerührt, und in meinem Gemüt bewegte ich mancherlei herzliche Wünsche für die Zukunft dieser guten und glücklichen Menschen. Aber was sollte ich ihnen wünschen? Würde Reichtum ihr Glück befördern? Würde Ruhm und Ehre ihnen gedeihlich sein, wonach sie gar nicht trach- teten? „Gütige Vorsehung," dachte ich zuletzt, „gib ihnen Brot und gib ihnen Gesundheit bis ans Ende — für das übrige werden sie schon selber sorgen. Denn wer das Glück in sich trägt in still zufriedener Brust, der wandelt sonnigen Herzens dahin durch die Welt, und der goldene Schimmer verlockt ihn nicht, dem die anderen gierig nachjagen, denn das Köstlichste uennt er bereits sein eigen." Heinrich Seidel. 32. Handwerk ehrt, Handwerk nährt. Es ist grad keine lustige Geschichte, die ich heute erzählen will; aber sie ist wahr, und der Held derselben hat mir erlaubt, sie nieder- zuschreiben zu Nutz und Frommen jener jungen Handwerksgesellen, die gleich ihm ihr Handwerk verachten.

5. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 68

1913 - Leipzig : Hahn
68 Schmerz einer bekümmerten Menschenseele. Jetzt blieben die Leute stehen. Keiner ging vorüber. Alle lauschten atemlos den wundervollen Tönen und Melodien. Immer größer wurde der Kreis der Zuhörer. Selbst die glänzenden Wagen der vornehmen Herrschaften hielten an. Was aber der vornehme Geiger eigentlich beabsichtigte, erkannte jedermann, nämlich, daß er für den armen Invaliden spielte, um das Mitleid für ihn zu wecken. Man gab reichlich in den alten Hut, den der arme Mann bittend hinhielt. Da fiel Gold, Silber und Kupfer, je nachdem es die Leute hatten, und je nachdem das Herz war, mild oder zähe. Der Pudel knurrte; war's Vergnügen, oder war er ärgerlich, daß ihm sein Herr heute ins Handwerk pfuschte, wo es so vortrefflich ging? Endlich war der Hut voll. Der Alte mußte ihn ausleeren. Und der Fremde spielte und bewegte die Herzen so wunderbar, daß der Hut noch einmal schier bis zum Überlaufen voll wurde. Die Augen des Fremden leuchteten vor Freude, und er spielte, daß es totenstill in der Menge war und dann plötzlich ein Beifallssturm losbrach, der gar nicht enden wollte, bis er wieder begann und es wieder so still in der Menge wurde, daß man die Herzen hätte schlagen hören können. Allmählich aber wurde es kühl und die Abendluft feucht. Jetzt ging der Fremde in die Melodie des Liedes: „Gott erhalte Franz den Kaiser" über, die jeder Österreicher kennt und lieb hat. Alle Hüte und Mützen flogen von den Köpfen, und allgemach wurde die Lust des Volkes so groß, daß tausend Stimmen das Lied sangen. Der Geiger spielte mit der größten Begeisterung. Plötzlich aber legte er die Geige in des Alten Hand, nahm seinen Hut, nickte dem Alten freundlich zu, und ehe der alte Mann ein: „Gott vergelt's!" und ein: „Dank' schön!" sagen konnte, war er verschwunden. Der Gesang verstummte endlich, als das Lied zu Ende war. „Wer war das?" fragte das Volk, gegen den Invaliden an- stürmend. „Ich weiß es nicht," erwiderte der alte Mann, „aber Gott hat ihn mir zu Hilfe gesandt; denn ich hätte ohne ihn heute hungern müssen." Da trat ein Herr vor und sagte: „Ich kenne ihn sehr wohl, es war der ausgezeichnete Geigenkünstler Alexander Boucher, der seit einigen Tagen in Wien ist und hier seine Kunst im Dienste der Barmherzigkeit übte. Lasset uns sein Beispiel nicht vergessen!" Nun nahm der Herr seinen eigenen Hut vom Kopfe und sagte: „Boucher spielte für diesen armen Invaliden, den wir heute alle ver- gaßen!" — Alle gaben noch einmal, und als der Herr den Hut in des Invaliden Sack ausgeleert hatte, rief er: „Boucher lebe doch!" „Hoch! Hoch! Hoch!" rief das Volk. Und dem Invaliden rollten die heißen Freuden- und Dankestränen über die Wangen. Er faltete seine Hände und betete: „Herr, belohne, vergilt du es ihm reichlich!" Ich glaube, es gab an diesem Abend in Wien zwei, die zu den Glücklichsten zu rechnen waren; der eine war der Invalide, der nun

6. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 192

1913 - Leipzig : Hahn
192 Da inzwischen die Sonne die Wolken durchbrochen hat, unter- nehmen wir einen Gang durch die Stadt. So niedrig wir auch unsere Erwartungen auf Sauberkeit und Schönheit geschraubt haben, so bringt der erste Anblick doch noch eine Enttäuschung hervor. Wir sind geneigt zu fragen, ob denn die Häuser wirk- lich aus Steinen oder nicht vielmehr aus Kohlenblöcken oder Schiefer gebaut sind: denn Schwarz und Grau sind die einzigen Farben der Gebäude; schlammiger Ruß, aus tausend Essen täglich aufsteigend und vom Regen niedergeschlagen, überzieht schon in kurzer Zeit Häuser, Denkmäler, Bäume mit einer schwärzlichen, alles entstellenden Kruste. So ist denn Manchester weder ein malerischer Ort, noch ein besonders anmutiger Wohn- sitz zu nennen; eher läßt es sich als eine ungeheure Werkstätte bezeichnen, in der man arbeitet, um die Mittel zu erwerben, außerhalb der Stadt frei und ländlich in den freundlichen Vor- orten zu wohnen. Neben vielen winkligen und entsetzlich öden Gassen, wo die große Menge der Fabrikarbeiter wohnt, besitzt es lange, breite Straßen mit glänzenden Läden, Hotels und öffentlichen Gebäuden. In einer der Hauptpulsadem des Verkehrs, in der sich ein Gewühl und Treiben abspielt, das lebhaft an London erinnert, liegt auch das Herz der Stadt, die Börse, wo zweimal wöchentlich aus allen Städten die Vertreter der großen Firmen zusammenströmen und der Preis der Baumwolle festgesetzt wird. Im Mittelpunkte der Stadt erhebt sich das Rathaus, ein ge- waltiger Bau in englisch-gotischem Stil mit einem 100 Meter hohen Uhrturm. Alle diese Gebäude werden eingehend besichtigt. Wir beschließen den Tag mit einer Fahrt nach dem volks- tümlichsten Vergnügungsort der Stadt, der seinen Gästen Konzert und Feuerwerk, wilde Tiere, Wassersport und besonders Tanz im Freien bietet und einen Anziehungspunkt für ganz Lancashire bildet. So haben wir einige eigenartige Örtlichkeiten der Groß- stadt kennen gelernt; es bleibt uns noch das Wichtigste übrig, einen Blick in eine der riesenhaften Werkstätten von , Cottonopolis “ (Baumwollstadt) zu tun. Dazu bedarf es der Erlaubnis eines Fabrikherrn. Wir begeben uns bald nach Be- ginn der Geschäftszeit, um 10 Uhr, nach dem Welthause Ryeland in Oldham Street. Es ist schwarz wie alle andern, aber näher besehen, nicht ohne monumentale Pracht, wie denn die Kontore und Handelshäuser Dieser großen Handelsherren die eigentlichen Monumente von Manchester genannt werden können. Wir treten ein und befinden uns in Räumen, die von oben bis unten mit den verschiedensten Erzeugnissen der Baum- wollindustrie vollgestopft sind, weißen und bedruckten Stoffen, den feinsten, duftigsten Geweben, grobem Barchent, kostbaren

7. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 387

1913 - Leipzig : Hahn
387 hier up de Straten rümmer gähn?" „„Gewiß, mein lieber Freund, das können Sie! Der Eigentümer von dem Vieh, das solches Ihnen angetan und Ihre Hose riß in Fetzen, muß Ihnen selbige ersetzen. — „Süll't woll drei Doler föddern können?" „„Gewiß, das können Sie! Für diese schönen und neuen Hosen ist das nicht zu viel."" „Na, Herr Avkat," sagt Möller Thiel, „denn geben S' man drei Daler her, wil't Ehr oll Keter wesen ded." „„Mein Hund? — mein Pollo biß Sie in die Waden? Nun gut!* Ich glaub's und stehe für den Schaden: Hier sind drei Taler für die Hosen. Was Recht ist, muß als Recht bestehn, und sollt' die Welt in Stücken gehn!"" De Möller lacht so recht gottlosen un denkt: De heft du richtig nommen! Strikt fik dat lütte Geld tausamen und will gehorsamst stk empfehlen. — „„Halt, lieber Freund!"" seggt de Avkat, „„Ich kann es Ihnen nicht verhehlen, daß in bcregter Sach' für Müh' und guten Rat drei Taler sechzehn Groschen mir gebühren. Man wedder rut mit de drei Doler, un söstein Gröschen bigeleggt! Denn kömmt de Sak erst richtig t'recht. Recht, Fründing, möt as Recht bestahn, un süll de Welt in Stücken gähn!"" Fritz Reuter. 163. Eine Beleidigungsklage. Der Schlossermeister Vogt war bitterböse auf seinen Konkurrenten, den Schloffermeister Kurz. Oie Schlosserarbeiten für den neuen Kirchenbau, aus deren Übertragung er sicher gerechnet hatte, waren Kurz zugefallen. Soeben hatte er's erfahren. Am Zaune seines Gartens stehend, klagte er dem Nachbar Schmied fein Mißgeschick. Da kam zufällig sein glücklicherer Mitbewerber die Straße entlang und an den beiden vorbei. Vogt konnte sich nicht halten. Gr mußte seinem Grolle Luft machen. So laut, daß man es weit über die Straße hören konnte, rief er dem ahnungslosen Vorübergehenden zu: „Na, man kennt ja die Schliche und Bestechereien. Da kriegen Schwindler und j)suscher die Arbeiten, und ehrliche Meister können verhungern, pfui I" Bhne ein Wort zu erwidern, setzte Kurz seinen Weg fort. Doch innerlich wurmte es ihn gewaltig, hatten doch verschiedene Nachbarn und ein eben daher- kommendes Gemeinderatsmitglied die Beleidigung mit angehört. Lr lenkte 25*

8. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 390

1913 - Leipzig : Hahn
— 390 — Frau Tischlermeister Kern war behäbig, wie das so ihre Art, vom bequemen Sorgenstuhl am Fenster aufgestanden und an den runden Tisch getreten. Ihre klugen, grauen Augen wanderten von dem vergnügten Gesicht des Alten zu dem Geldbeutel und von dem Geldbeutel wieder zu dem Alten zurück. „Aber so rede doch endlich, Mutterken. Wat haste denn eegentlich?" meinte Meister Kern ein wenig ärgerlich. „Ick dachte, wat wiro sich die Me Olle freuen, des bet Jeschäft perfekt is, un nu macht se n'en Jesicht wie sieben Tage Regenwetter." „Ick möchte dir man bloß die Freude nich verderben, Papachen", sagte sie endlich langsam, „'s is ja schon jut, wenn du zufrieden bist. Du weeßt ja, ick bin n'en bißchen altmodisch, un ick versteh mir vielleicht nich recht uf de neue Sorte Jeschäfte — mir schwindelt's manchmal dabei." Er lachte laut auf. „Olle, sei nich komisch. Wir sitzen seit acht Wochen uss Trockne, haben nich een Schemelbeen in Arbeet —" „Aber ooch nich 'neu Jroschen Schulden un für'u Notfall immer noch unsre paar tausend Tälerken in juten preußischen Pfandbriefen liegen —* „Willst du die vielleicht so langsam anprepcln, Mutter? Wenn's so weiter jejangen wäre, hätten wir doch ran jemußt." „Wenn's man so nich erst recht flöten jetzt, Karl." Der Meister wollte ärgerlich auffahren, aber sie legte ihm die Hand auf die Schulter. „Man nich heftig weren, Papachen, 's is ja nich böse jemeint, aber ick meene man bloß, wenn du nu bet ville Holz koofen mußt, un alle Sonnabend die Jesellen auslöhnen sollst . .." „Hab ich's mir doch jedacht!" lachte er schon wieder vergnügt. „Die reene Piepmeierei! Dasor haben Herr Wresliug un ich wohl nich vor- jesorgt — wat? Na also laß dir verzählen. Jleich, nachdem wir allens abjemacht, sin wir zu Dahlo & Uhlmann jefahren, un ick habe den janzen Ramsch Holz jekooft, scheene, trockne Bretter, ne wahre Pracht un nich zu teier. Drei Monat Ziel —" „Un dann?" „Na was denn: un dann? Nach drei Monat is det Haus fertig, ick kriege mein letztes Jeld un zahle an den Holzfritzen, un et bleibt »och was Hübsches übrig, so'ne tausend Talerlen, taxier' ich. Un wat nu det Lohn anbetrifft, so kriege ick jeden Freitag so'n Beutclchen da von Herrn Wiesling. Bist du nu zufrieden, Olle? Nu soll es aber ooch losjehn, daß die Hobelspäne man so fliegen, un de Leute sich wundern, was der olle Kern für'n Kerl is." Der alte Kern! Am Kottbusser Damm kannte ihn jedes Kind, und in der ganzen Nachbarschaft zogen die Leute den Hut, wenn er vorüber- ging. Seit zehn Jahren wohnten Kerns draußen. Drinnen in der Stadt waren die Mieten gar zu teuer geworden, und das Geschäft ging schon lange nicht mehr, wie es sollte, und wie es früher gegangen war. Am Meister lag's gewiß nicht, der war auf dem Posten von ftüh bis spät — die Zeiten waren andere geworden. Ehedem hatte er mit ein vaar Gesellen immer vollauf zu tun gehabt und manchen schönen Groschen

9. Teil 1 - S. 260

1915 - Berlin : Heymann
260 gtmmetmcmn großen Zahl von Mitgliedern wären, wenn sie nicht die Sätze verkürzt hätten, trotz ihres großen Barvermögens, sehr bald am Ende ihrer Mittel gewesen, denn sie bezahlten noch Mitte November wöchentlich \lu Millionen Mark Arbeitslosenunterstützung. Dabei sinkt die Zahl der Arbeitslosen be- ständig, und in manchen Städten erhalten Leute, die öffentlich Arbeiter- suchen, kaum einige wenige Angebote, Für Arbeitslose aus gebildetem Stande sind vielfach Kriegsschreibstuben errichtet, die zugleich den An- gehörigen das Schreiben der Feldpostadressen erleichtern sollen. Wertvolle Kriegshilse leistete in dieser Beziehung der auch im Frieden schon ähnlich tätige Verein „Dienst an Arbeitslosen" (Berlin N), auch die ver- schiedenen Zentralen für private Fürsorge, für stellungslose Kaufleute, die Zentralen der verschiedenen Kaufmannschaften und die Handels- kammern. 5. Da, wo die Mütter mehr als in Friedenszeiten darauf angewiesen sind, Geld zu verdienen, tritt die Frage nach der Kinderversorgung gewichtig auf. In diesen: Falle sind die Kinderhorte und Krippen der Kirchen- genieinden von großer Bedeutung geworden, ebenso wie die sonstigen schon in Friedenszeiten getroffenen Einrichtungen, z. B. in Berlin die des Vereins für Kinder-Volksküchen und Volkskinderhorte (Berlin W 50, Schaperstr. 3h) oder des Vereins zur Beförderung derklein- kinderbewahranftalten (gegr. J833). Da die Gefahr groß war, daß die ärmeren Kirchengemeinden aus Mangel an Mitteln in der Kriegszeit solche Einrichtungen nicht weiter aufrechterhalten können, sind die wohl- habenderen Kirchengemeinden eingesprungen und haben z. B. in Berlin allein 250 000 Mark zu den: Zwecke zur Verfügung gestellt; viele kirch- liche Vereinshäuser dienen als Lazarette. Welche unendlich wertvolle Kriegshilfe von dieser Seite geboten wurde durch reichliche Darbietung dessen, was in predigt und Seelsorge, Kriegsbetstunden und Familien- abenden bekümmerten Seelen Mut und Festigkeit zu geben und Sorge und Angst zu bannen vermag, braucht nicht näher ausgeführt zu werden, wenn in Kriegszeiten das seelische Gleichgewicht in Gefahr ist, so ist ein Mittel zur „Ruhe für die Seele" besonders nötig, und entsprechende Ver- anstaltungen, wie die allwöchentlichen vaterländischen Abende des Deutsch- Evangelischen Volksbundes (Godesberg a. Rh.) sowie die Kriegs- abende der katholischen Arbeitervereine West-Deutschlands, des Volksvereins für das katholische Deutschland usw. sind besonders in den Großstädten mit Freude zu begrüßen. Besondere Schwierigkeiten entstehen dadurch, daß manche ffausfrauen infolge mangelhafter hauswirt- schaftlicher Kenntnisse nicht imstande sind, sich den verminderten Einkommens- verhältnissen anzupassen. Der Volksvereinsverlag in M.-Gladbach, der auch im Frieden manche wertvolle Anregung und Belehrung über haus- wirtschaftliche Schulung gegeben hat, gab eine Reihe von „Kriegsbriefen" heraus zur hauswirtsckmftlichen Belehrung der Frauen, die durch viele Gemeinden verbreitet worden sind. Der Verband „Arbeiterwohl" (M.-Gladbach) erließ beim Ausbruche des Krieges einen Aufruf an Städte und Korporationen, die hauswirtschaftlichen Bildungseinrichtungen in der
   bis 9 von 9
9 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 9 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 1
4 0
5 6
6 0
7 1
8 0
9 0
10 0
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 0
17 0
18 0
19 1
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 0
27 0
28 0
29 2
30 0
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 0
37 5
38 0
39 4
40 0
41 0
42 0
43 0
44 1
45 0
46 0
47 0
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 1
2 0
3 0
4 2
5 0
6 1
7 0
8 0
9 0
10 0
11 0
12 1
13 1
14 0
15 0
16 0
17 5
18 0
19 0
20 0
21 1
22 0
23 0
24 0
25 0
26 0
27 0
28 0
29 0
30 0
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 2
37 0
38 0
39 0
40 2
41 0
42 0
43 0
44 0
45 1
46 0
47 0
48 0
49 0
50 0
51 0
52 0
53 0
54 2
55 0
56 0
57 0
58 0
59 0
60 0
61 0
62 0
63 0
64 0
65 0
66 0
67 0
68 0
69 1
70 0
71 0
72 0
73 0
74 0
75 1
76 1
77 5
78 0
79 0
80 0
81 0
82 0
83 0
84 0
85 0
86 0
87 4
88 0
89 0
90 0
91 0
92 5
93 1
94 6
95 0
96 0
97 0
98 0
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 21
1 153
2 4
3 57
4 1
5 45
6 20
7 39
8 3
9 1
10 0
11 111
12 103
13 6
14 31
15 2
16 0
17 22
18 0
19 26
20 7
21 8
22 0
23 0
24 14
25 20
26 4
27 0
28 2
29 17
30 0
31 8
32 13
33 64
34 12
35 19
36 15
37 0
38 2
39 128
40 1
41 1
42 6
43 47
44 1
45 10
46 10
47 37
48 1
49 0
50 59
51 63
52 353
53 21
54 40
55 1
56 0
57 0
58 0
59 68
60 42
61 3
62 24
63 0
64 1
65 26
66 10
67 17
68 6
69 0
70 12
71 22
72 2
73 1
74 0
75 18
76 36
77 1
78 310
79 0
80 3
81 145
82 9
83 42
84 3
85 0
86 39
87 32
88 2
89 5
90 16
91 9
92 0
93 4
94 15
95 47
96 13
97 0
98 1
99 9
100 69
101 94
102 67
103 6
104 18
105 2
106 4
107 72
108 0
109 22
110 24
111 28
112 5
113 28
114 45
115 1
116 20
117 2
118 0
119 27
120 0
121 39
122 95
123 33
124 49
125 15
126 28
127 15
128 0
129 77
130 20
131 39
132 0
133 123
134 7
135 2
136 93
137 64
138 5
139 29
140 20
141 6
142 9
143 5
144 0
145 4
146 0
147 10
148 1
149 2
150 0
151 19
152 43
153 27
154 108
155 45
156 8
157 6
158 0
159 13
160 13
161 4
162 0
163 0
164 2
165 5
166 11
167 3
168 22
169 12
170 4
171 0
172 5
173 13
174 8
175 59
176 27
177 12
178 26
179 9
180 2
181 0
182 51
183 218
184 21
185 2
186 9
187 0
188 266
189 0
190 0
191 0
192 0
193 27
194 5
195 7
196 78
197 11
198 0
199 20